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Warum wir mit dem Globalen Klimastreik Berlin auf die Straße gehen

Am Freitag, den 23. September, werden Impact Hub Berlin und tausende andere Aktivist*innen für den jährlichen Globalen Klimastreik auf die Straße gehen. Berlin ist eine von hunderten von Städten, die sich an dem Streik beteiligen und von der Politik Maßnahmen zum Schutz des Planeten und zur sofortigen Entschädigung der von der Klimakrise am stärksten betroffenen Gemeinden fordern.

Greta Thunberg speaks in front of the Reichstag in Berlin
Photograph by Christian Mang/Reuters on The Guardian
People take part in the Fridays for Future protest in Berlin, Germany

Was ist der Klimastreik in Berlin?

Im Sommer 2018 setzte sich die damals 15-jährige Aktivistin Greta Thunberg drei Wochen vor den schwedischen Wahlen vor das Parlamentsgebäude in Stockholm, um ein Zeichen zu setzen. Allein, mit ihrem inzwischen berühmten Schild „Skolstrejk för klimatet“, protestierte Thunberg gegen die ihrer Meinung nach herrschende Untätigkeit in der Klimakrise.

„Das Grundproblem ist, dass so gut wie nichts getan wird, um den Klima- und Umweltzerfall aufzuhalten oder auch nur zu verlangsamen, trotz all der schönen Worte und Versprechen“, sagte sie 2019 vor dem britischen Parlament. „Dieses anhaltende verantwortungslose Verhalten wird zweifellos als eines der größten Versäumnisse der Menschheit in die Geschichte eingehen.“

Dieser Protest inspirierte Fridays for Future - eine von Jugendlichen geführte und organisierte Bewegung, die ein neues Feuer in der Klimabewegung entfachte und eine ganze Generation junger Menschen mobilisierte, sich für die Zukunft des Planeten einzusetzen.

„Schule wird in der Zukunft egal sein, wenn wir zu sehr damit beschäftigt sind, vor extremen Wetterereignissen zu fliehen", sagte Alexandria Villaseñor, eine der Organisator*innen der Schulstreiks in New York.

Bei den ersten großen Fridays For Future-Demonstrationen im Jahr 2019 nahmen allein in Berlin schätzungsweise 270.000 Menschen teil und weitere 1,4 Millionen in ganz Deutschland. In dieser Woche fanden rund 4.500 Streiks in 150 Ländern statt, an denen sich etwa 6 Millionen Menschen beteiligten. Was als einzelner Akt des zivilen Ungehorsams begann, hat sich inzwischen zu einer Millionenbewegung entwickelt, die alle Bevölkerungsschichten umfasst.

Das anfängliche Ziel des Protests war simpel: moralischen Druck auf die politischen Entscheidungsträger auszuüben, damit sie den wissenschaftlichen Erkenntnissen über den Klimawandel Beachtung schenken und dann energisch Maßnahmen ergreifen, um die globale Erwärmung zu begrenzen. Gewachsen ist daraus eine Forderung nach Klimareparationen, um die steigende globale Temperatur zu bekämpfen und die Zukunft des Planeten zu schützen.

Was sind die Forderungen des globalen Klimastreiks?

Der Klimastreik 2022 wird am Freitag, den 23. September, in Berlin und auf der ganzen Welt stattfinden. Im Jahr 2019 wurde von Fridays for Future ein klarer Forderungskatalog entwickelt, die sogenannte Klima-Erklärung von Lausanne. Die Forderungen lauten:

  • Begrenzung der globalen Erderwärmung auf unter 1,5 °C im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter.
  • Klimagerechtigkeit und Fairness.
  • Beachtung des aktuellen Stands der besten wissenschaftlichen Forschung.

Dieses Jahr werden Millionen von Menschen unter dem Hashtag #PeopleNotProfit marschieren. Ziel ist es, auf den unermesslichen Schaden aufmerksam zu machen, den der Globale Süden, Indigene, Schwarze, BIPOC (People of Colour) und weitere marginalisierte Gemeinschaften auf der ganzen Welt durch die Ausbeutung durch den wohlhabenden, weißen Globalen Norden erlitten haben.

Diese Gemeinschaften fordern Reparationen, damit sie ihr Land zurück und die nötigen Mittel erhalten, um sich an die durch die Klimakrise verursachten Schäden anzupassen. Was wir brauchen, ist eine Umverteilung (und in den meisten Fällen eine Vergemeinschaftung) von Reichtum, Technologie, Informationen, Pflegearbeit und politischer Macht vom Norden in den Süden.

In den Jahren seit dem ersten Klimastreik in Berlin haben die Entwicklungsländer die verheerendsten Auswirkungen des Klimawandels erlebt. Hitzewellen, Überschwemmungen und Dürren, angeheizt durch die Ausbeutung natürlicher Ressourcen, haben den MAPA-Gemeinschaften (Most Affected People and Areas) im globalen Süden irreparable Schäden zugefügt. Ein großer Teil dieser Schäden wurde vom Kapitalismus im Namen der „Entwicklung“ und des ewigen „Wirtschaftswachstums“ verursacht.

Ein Oxfam-Klimabericht aus dem Jahr 2021 besagt, dass die Klimapolitik ohne progressive Umverteilung 50 Millionen Menschen zusätzlich in die Armut treibt. In einem kürzlich erschienenen Bericht des Weltklimarates (IPCC) heißt es außerdem, dass etwa 3,5 Milliarden Menschen (45% der Weltbevölkerung) derzeit in Gebieten mit „hoher Anfälligkeit“ leben. Das bedeutet, dass sie in Zukunft stark von Überschwemmungen, Dürren oder Wetterextremen betroffen sein werden.

Noch schockierender ist, dass die Mehrheit dieser Gemeinschaften in Regionen mit den niedrigsten Pro-Kopf-CO2-Emissionen der Welt lebt. Diese Ungleichheit kann nicht länger ignoriert werden. Daher wird Klimagerechtigkeit im Mittelpunkt des diesjährigen Streiks stehen. Es ist an der Zeit, dass die reichsten Länder der Welt den Schaden anerkennen, den sie den Schwächsten der Welt zugefügt haben.

Warum müssen Unternehmen den Klimaschutz ernst nehmen?

Bereits im Februar 2022 stellte der Weltklimarat fest, dass sich die Klimakrise verschärft und dass die Welt weit hinter dem Ziel zurückliegt, den Temperaturanstieg unter 1,5 Grad zu halten – die globale Verpflichtung, die im Pariser Abkommen von 2015 eingegangen wurde. In einem weiteren Bericht vom April hieß es jedoch, dass es immer noch möglich sei, die Erwärmung unter 1,5 Grad zu halten, wenn weitreichende Klimaschutzmaßnahmen zeitnah ergriffen würden. Das bedeutet, dass die größten Verursacher der Klimakrise jetzt handeln müssen – und das sind einige der größten und erfolgreichsten Unternehmen der Welt.

Laut der Carbon Majors Database waren seit 1998 nur 100 Unternehmen weltweit für 71% der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Das war eine revolutionäre Erkenntnis, die die größten Übeltäter unter Druck gesetzt hat – und das zu Recht.

Der mit Abstand größte Verursacher des Klimawandels ist die Förderung fossiler Brennstoffe – Gas, Kohle und Öl –, die für über 75 % der weltweiten Treibhausgasemissionen und fast 90% aller Kohlendioxidemissionen verantwortlich ist. Bekannte Unternehmen wie Chevron, Exxon, BP und Shell haben Milliarden von Tonnen CO2 produziert, ebenso wie die staatlichen Unternehmen Gazprom und Saudi Aramco.

Doch nicht nur die großen Energiekonzerne tragen zur Zerstörung unserer Ökosysteme bei. Die Bauindustrie ist ein weiterer großer Übeltäter, denn die Materialgewinnung trägt massiv zur Zerstörung von Land, Gemeinden und der Artenvielfalt auf der ganzen Welt bei. Man geht davon aus, dass im Amazonas-Regenwald jeden Tag 10.000 Hektar Land durch Abholzung verloren gehen.

Auch die Tech-Branche muss die Klimakrise ernst nehmen. Online-Aktivitäten wie Streaming und Scrolling verursachen einen riesigen CO2-Fußabdruck und es wurde herausgefunden, dass das Mining von Bitcoin die gleiche Energiemenge wie ganz Schweden produziert.

Auch wenn wir als Einzelpersonen unseren persönlichen CO2-Fußabdruck verringern können, ist das nichts im Vergleich zu dem, was große Unternehmen mit den richtigen Maßnahmen erzielen würden, um die globalen Emissionen zu senken. Deshalb ist es wichtiger denn je, dass die Wirtschaft die Krise auf allen Ebenen ernst nimmt.

Können Unternehmen und sozialer Impact zusammen existieren?

Ja. Es ist sogar unerlässlich, dass unternehmerisches Handeln und sozialer Impact zum Wohle unseres Planeten kombiniert werden. Es hat sich mehrfach gezeigt, dass es sich lohnt, soziale Wirkung in allen Geschäftsbereichen zu priorisieren – vor allem, weil mehr Menschen als je zuvor nach nachhaltigen Möglichkeiten suchen, ihr Geld auszugeben. Glücklicherweise machen einige der größten Unternehmen der Welt schon die ersten Schritte in die richtige Richtung.

Denn Unternehmen, die mit Sozialunternehmen zusammenarbeiten, werden davon stark profitieren. Ein gutes Beispiel dafür ist die Partnerschaft zwischen dem brasilianischen Unternehmen Green Mining und einem Accelerator-Programm von AB InBev, der größten Bierbrauerei der Welt.

Die Partnerschaft mit Green Mining half AB InBev dabei, seine Ziele für kreislauffähige Verpackung zu erreichen und die Transparenz in seiner Lieferkette zu erhöhen, ein immenser positiver Impact. Außerdem konnte das Unternehmen schlussendlich nachweisen, dass es die brasilianischen Umweltvorschriften einhält. Green Mining wiederum konnte seinen Kundenstamm erfolgreich erweitern. Am wichtigsten ist jedoch, dass durch die Zusammenarbeit über 2 Millionen Kilogramm Müll gesammelt und weiterverwendet wurden, wodurch 330.000 Kilogramm CO2 aus der Atmosphäre eingespart werden konnten.

Auch die großen Tech-Unternehmen versuchen, die notwendigen Anpassungen vorzunehmen. Viele setzen sich zum Ziel, klimaneutral oder klimanegativ zu werden. Das bedeutet, dass sie mindestens so viel CO2 in den Boden zurückführen, wie sie durch ihre wirtschaftlichen Aktivitäten produzieren.

Letztes Jahr war Meta eines der ersten Social Media-Unternehmen, das in seiner gesamten Lieferkette Netto-Null-Emissionen anstrebt. Auch Google plant, keine Produkte mehr für Öl- und Gasunternehmen zu entwickeln. Außerdem werden immer mehr finanzielle Mittel in erneuerbare Energien investiert.

Das jüngste Milliardenunternehmen, das seinen Worten Taten folgen lässt, ist die Outdoor-Bekleidungsmarke Patagonia. 2022 beschloss der Vorstandsvorsitzende Yvon Chouinard, 100% der Aktien des Unternehmens an einen Trust weiterzugeben, der die Werte des Unternehmens schützen soll.

Anstatt „to go public“, also an die Börse zu gehen, so Chouinard, verfolgt Patagonia mit dieser Aktion das Motto „to go purpose“ – also ein Ziel mit nachhaltigem Sinn zu verfolgen.

„Anstatt Wert aus der Natur zu gewinnen und ihn in Reichtum für Investoren umzuwandeln, werden wir den Reichtum, den Patagonia schafft, dazu nutzen, die Quelle allen Reichtums zu schützen“

Yvon Chouinard

Patagonias Engagement im Kampf gegen die Umweltkrise hat einen Präzedenzfall geschaffen, dem andere folgen sollten. Es hat auch bewiesen, dass eine völlige Umgestaltung des Kapitalismus nicht nur ein Traum, sondern durchaus möglich ist.

Warum streikt Impact Hub Berlin?

Impact Hub Berlin wird am 23. September auf die Straße gehen, um für unsere Mission einzustehen – dass Unternehmertum die Welt verändern kann. Unsere Philosophie nach werden sozial, ökologisch und finanziell nachhaltige Unternehmen dazu beitragen, eine bessere Zukunft für die Menschen und den Planeten zu gestalten.

„Wir haben nur noch sehr wenig Zeit, um unter 1,5 Grad zu bleiben“, sagt Jaqueline Beiram, Marketing Lead bei Impact Hub Berlin. „Wir müssen viel schneller handeln, wenn wir als Menschheit eine Chance haben wollen weiter zu gedeihen – oder sogar nur zu überleben. Wir brauchen alle gesellschaftlichen Akteure an Bord: Einzelpersonen, öffentliche und auch private Organisationen.“

"Beim Impact Hub Berlin ergreift unser Team die Initiative und ermutigt unsere Startup-Community dazu, weil wir glauben, dass wir etwas bewirken können, wenn wir unsere Forderungen laut, deutlich und gemeinsam äußern.”
Jaqueline Beiram, Impact Hub Berlin
Impact Hub Berlin team at the Global Climate Strike

Zusammenarbeit ist der Kern unserer Philosophie. 2021, wie auch 2019, schließt sich die Impact Hub Berlin Community der globalen Bewegung an und geht auf die Straße. Dieses Jahr möchten wir, dass du dich uns anschließt.

Während Big Tech und Milliardäre die meisten Schlagzeilen machen, findet ein Großteil der wichtigen Innovationen zur Bekämpfung der Klimakrise an der Basis statt. Die Mitglieder des Impact Hub Berlin sind bereits an vorderster Front dabei, wenn es um sozialen und ökologischen Impact geht, indem sie Wissenschaft ins Zentrum von dem stellen, was sie tun.

Zwei großartige Beispiele sind We Are Galaktika - ein Unternehmen, das abfallfreie und zirkuläre Lösungen für den Lebenszyklus von Silikonprodukten erforscht, und Made of Air, dessen Ziel es ist, aus Biomasse gewonnene Alternativen zu den in der Bauindustrie verwendeten Thermoplasten herzustellen. Dies sind nur einige von hunderten von Initiativen, die in Berlin und in Impact Hubs auf der ganzen Welt entstehen.

Komm am 23. September 2022 um 12 Uhr in die Invalidenstraße und demonstriere mit uns für die Zukunft unseres Planeten!

Wir haben jedoch noch nicht genug Veränderung erreicht, um die Forderungen von Fridays for Future zu erfüllen. Deshalb findet jedes Jahr der Globale Klimastreik statt, bei dem Millionen von Menschen mitdemonstrieren – so auch Impact Hub Berlin. Beim letzten Klimastreik Berlin gingen zehntausende Menschen auf die Straße, um sofortige Maßnahmen gegen den Klimawandel einzufordern, und es wird weitere Streiks geben, bis diese Forderungen endlich erfüllt werden.

By Emily Browne
Content Writer